JAZZCLUB: Matti Klein Soul Trio

Matti Klein Soul Trio Live On Tape

„There’s something about live players that you cannot get with machines: With live musicians, you can strike a groove, you can feed off each other … and even though somebody might make a slight mistake, it’s all real!“ – Isaac Hayes

Es war einmal, vor gar nicht allzu langer Zeit in Berlin. Das Matti Klein Soul Trio, seit der Veröffentlichung seines Debütalbums im letzten Jahr von London über Tokio bis Rio beliebt, war damals noch eher eine Idee als eine Band. Die drei Instrumentalisten trafen sich im Berliner Lovelite Studio mit Jochen Ströh als Produzent und Toningenieur, der dort auch schon mit Helden wie Tony Allen, Ebo Taylor, Pat Thomas oder Jimi Tenor gearbeitet hatte. An nur drei Tagen im Februar 2018 entstand so ein gut geplantes und noch besser gemachtes One-Room-Recording, eine gemeinsame Aufnahme ganz im Sinne des einführenden Zitats von Isaac „Groove-A-Thon“ Hayes. Das hört man der Musik an, in der dieser sagenumwobene Studio-Raum mitschwingt. Man spürt regelrecht, dass es keine akustische Trennung der Musiker gab, keiner von ihnen Kopfhörer aufhatte, dafür alle den direkten musikalischen Kontakt fanden, dieses unerklärlich feine Feeling für Interaktion und die Unmittelbarkeit des Grooves.


Es war, wie gesagt, die erste Studio-Live-Session der damals neu gegründeten Formation, das Repertoire neue Arrangements von Songs, die hauptsächlich für die Band Mo’ Blow komponiert wurden – schon damals Hits und durch die spannende neue Soul Trio Instrumentierung endgültig zu zeitlosen Klassikern avanciert. Denn auch die Besetzung spielt bei diesem „Deep-Fried Contemporary Soul-Jazz“ eine Hauptrolle. Der Leader an Wurlitzer und Rhodes Bass, bekannt für seine Arbeit als Musical Director des brasilianischen Superstars Ed Motta oder eben mit Mo’ Blow. Dazu Lars Zander, bekannt über Bands wie „The Ruffcats“, “El Cartel“, „Lucasonic“ und „STEREOFYSH“, der nicht nur als wahrscheinlich souligster Tenor-Saxofonist Berlins gilt, sondern auch mit seinem durch analoge Tape- Delays, Wah-Wah und Harmonizer gezuckerten Bassklarinetten-Sound besticht. An den Drums schließlich André Seidel, der Elemente von Rock über Hip-Hop bis Odd Meter Fusion zu New Orleans in seinen unverkennbaren, eigenen Groove-Jazz-Drumming-Style einfließen lässt. (…) Vom „Rocket Swing“, einem Tenor-Sax-Feature, bei dem Hip-Hop Feel auf einen klassisch-jazzigen Quintfall trifft, bis zu dem Ray Charles gewidmeten „Ray“, so rund geshuffled und Meters-inspiriert, dass wahrscheinlich niemand bemerkt, dass der Song eigentlich in 7/8 ist, reicht die Bandbreite. „No Particular Way“ zeigt die funky Seite der Band mit der Sängerin Pat Appleton in Bestform und herrlich knarzendem Rhodes Bass. „Sunsqueezed“ lässt einen großen kompositorischen Bogen entstehen, wenn sich in einem langen grauen 10-monatigen Berliner Winter irgendwann im Februar ein Sonnenstrahl den Weg durch die Wolken bahnt und Hoffnung für die nächsten 2 Monate graue Suppe spendet. „Eleven Feels Like Heaven“ ist aus Sicht der Musiker eine glatte Lüge – die Zuhörer jedoch werden mit einem fröhlich-röhrenden Gospel-Blues und fulminantem Odd-Meter Drum Solo beglückt. Bisher unveröffentlicht ist diese Aufnahme von „Grandpa’s Fairytale“, dem (…) Großvater des Bandleaders gewidmet, der es als ehemaliger Schuldirektor liebte, ihm vorzulesen. Wurlitzer- Wärme trifft auf Bass Klarinetten Groove im Rahmen eines für Soul Jazz Trios eher untypischen großen dynamischen Bogen. Die Band rollt, wie der Leader sagt, „immer dann ein warmes, weiches Sofa rein, wenn die Gefahr droht, zwischen den Stühlen sitzen zu müssen“. Zunächst nur in einer stark limitierten Fan-Edition bei den beliebten Live-Konzerten des Matti Klein Soul Trios erhältlich, erfolgt nun der offizielle Release dieses Zeitdokuments – auf Vinyl und auch digital, ergänzt um die schon erwähnte „Grandpa’s Fairytale“. Eine Zeitreise, absolut zeitgemäß und doch wunderbar „back to the future“.