„I’m a Stranger Here Myself“
Deutsche Komponisten im Exil
Nach der Juli-Revolution von 1830 entsteht in Paris ein weltoffenes bürgerliches Kulturleben, in dem sich auch für zwei jüdische Komponisten aus Deutschland Karriereträume erfüllen: Der Kölner Jacques Offenbach und der Berliner Giacomo Meyerbeer gelangen an die Spitze der Pariser Theaterszene. Der kritische Romantiker Heinrich Heine, vor Zensur und Antisemitismus aus Deutschland geflohen, fühlt sich im liberalen Paris gleichfalls „wie ein Fisch im Wasser“. Später stößt noch ein gewisser Richard Wagner dazu, der von seinen Gläubigern durch halb Europa gejagt wurde. Ebenso wie Meyerbeer, der ihn großzügig fördert, vertont auch Wagner in Paris Heines Gedichte – er wird Meyerbeer die Freundschaft übel danken.
Mit Hitlers Machtergreifung beginnen 1933 neue Fluchtbewegungen. Kurt Weill emigriert über Paris nach New York, wo seine Musicals schon bald am Broadway Triumphe feiern. Erich Wolfgang Korngold, einst in Wien als komponierendes Wunderkind bestaunt, findet in Hollywoods Traumfabrik ein neues Betätigungsfeld. Dem Dichter Bertolt Brecht und dem Komponisten Hanns Eisler geht es unter der kalifornischen Sonne weniger gut. 1947/48 werden beide durch die antikommunistische Hexenjagd aus dem Land getrieben, zurück ins kriegszerstörte Europa. Die alte Heimat wird zum neuen Exil.
Stephan Boving (Tenor) und Stefan Rütter (Klavier und Moderation) heften sich an die Fersen der Dichter und Musiker, die in der Fremde eine neue künstlerische Identität finden mussten, hin- und hergerissen zwischen Anpassung und Selbstbehauptung.